Samstag, 15. August 2015

Von Meer zu Meer: einmal mit dem Rennrad über die Pyrenäen.

Südfrankreich Ende Juni, hier ist schon richtig Sommer. Blauer Himmel, kein Windhauch sorgt für Abkühlung, heiß glüht der Asphalt. Plötzlich ein Schatten, etwas Großes schiebt sich vor die Sonne, über uns kreist ein Geier. Ein bisschen früh für meinen Geschmack, wir sind erst kurz unterwegs und noch längst nicht so am Ende unserer Kräfte, als das wir als Vogelfutter taugen würden. Wir, das sind ein paar Guiltys, die sich vorgenommen haben, eine Woche lang die härtesten Pässe der Pyrenäen zu rocken. Gestartet sind wir vor zwei Tagen am Mittelmeer in Perpignan, noch müde und erschlagen von einer langen Zugfahrt von Frankfurt/Main. Mittlerweile sind die ersten Pässe längst überwunden, auch die Etappenorte Prades und Ax-les-Thermes liegen hinter uns. Jetzt sind wir kurz vor dem Plateau de Beille, dem ersten wirklichen Höhepunkt der diesjährigen Tour. Aus dem Bergzeitfahren klinke ich mich erst mal aus, ich will die Landschaft genießen und noch ein paar Fotos schießen. Aber bevor mich der Geier doch noch holt, gebe ich sicherheitshalber noch mal Gas und schließe wieder zum Rest der Truppe auf. Oben wartet unser Begleitfahrzeug – freiwillige Fahrer vor! – wir verpflegen uns und bemalen dann die Straße: unsere Begrüßung der Tour de France, die hier ein paar Tage später ebenfalls Station macht. Eine rasende Abfahrt und zwei Pässe später rollen wir in Seix ein. Dann Bier, Essen, Rosé, Essen, Rosé, Schlafen. Und freuen auf das was noch kommt: Col D’Aspet, Col de Mente, Col de Peyresourde, Col d’Azet, Col de Core, Aspin, Tourmalet, Hautacam und Aubisque. Alles über einsame Straßen, unbehelligt vom Verkehr, durch wahnsinnige Landschaft. Kein Vergleich zu den Alpen, hier ist alles rauer, wilder, ursprünglicher. Wir reihen Pass an Pass aneinander, machen Höhenmeter um Höhenmeter. Abends testen wir die Weinmacherqualitäten des jeweiligen Etappenorts und essen uns dazu einmal quer durch die Speisekarten des Hotels, in dem wir gerade übernachten. Überraschend häufig gibt es Poulet. Gebraten, gedünstet, gegrillt. Auf Reis, zusammen mit Muscheln, an Salat - und zum Glück manchmal auch tauschbar gegen Fisch oder Fleisch. Dann der letzte Tag. Und was als entspanntes Ausrollen gedacht war, wird zur härtesten Etappe der ganzen Reise. Weil es noch heißer ist als die Tage zuvor, weil wir am Abend vorher den Abschluss gefeiert haben, aber vor allem, weil sich zwischen uns und den Atlantik noch der Col de Bagargui gestellt hat – laut Reiseführer der härteste Pass der Pyrenäen. Und wer immer den Text geschrieben hat, geflunkert hat er nicht. Oft mit zwölf, vierzehn oder gar sechzehn Prozent geht es steil nach oben, kein Schatten weit und breit. Mit letzter Kraft schlagen wir den Geiern aber auch hier ein Schnippchen und rauschen ein paar Stunden später endlich am Strand in Biarritz ein. Duschen an der Strandbar, Räder verpacken und ab zum Bahnhof – der Nachtzug nach Frankfurt wartet schon.

Fazit: Hammer Tour, tolle Strecke, super Truppe. Und knapp 850 Kilometer und 20.000 Höhenmeter in sieben Tagen. Die GPS-Daten der einzelnen Etappen gibt es gerne auf Anfrage.




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