Dienstag, 22. September 2015

Rennen oder doch kein Rennen: Riderman auf der Kippe.

Dicke Backe, pochender Zahn, Not-Arzt. Zum Glück gibt es Antibiotika. So konnte ich zwar mit viel Glück in Urlaub fahren, aber richtig trainieren oder gar Rennen fahren darf ich auch nach drei Wochen noch nicht. Keine Ausbelastung sagt der Doc und ausnahmsweise halte ich es für ratsam, auf ihn zu hören. Stellt sich die Frage, was ich tun werde: im Rekom-Modus starten? Kann ich das überhaupt? Schön sitzen bleiben, wenn die Post abgeht. Lächelnd, nach hinten durchgereicht werden? Kann ich mir momentan nicht so wirklich vorstellen, aber ein paar Tage bleiben noch bis zur finalen Entscheidung. Freitag, 15.42 Uhr soll ich von der Startrampe rollen ... es könnte aber auch passieren, dass ich mir da doch schon das erste Saison-Abschlussbier gönne. Natürlich an unserem Partyzelt, Infos dazu demnächst unter https://www.facebook.com/guilty76racing.bruegelmann.de

Montag, 24. August 2015

Virtuelle Trophäen statt Pokalen: Was man gewinnt, wenn man nicht mehr gewinnt.

Echte Rennen bringen echte Sieger und echte Pokale. Fährt man keine Rennen mehr, gibt es auch nichts mehr zu gewinnen. Keine Pokale, keine Fleischplatten und auch keine lustigen Holzschnitzereien des örtlichen Kirmesrennen-Sponsors. Eigentlich zumindest. Anders ist das, wenn man das echte Leben mit dem virtuellen mischt. Und sich nicht mehr morgens um 09.00 Uhr irgendwo in irgendeinem Kaff an eine schnell auf die Straße gepinselte Startlinie stellt, sondern einfach auf Enter drückt, nachdem man sich bei Strava eingeloggt hat. 1200 Kilometer in vier Wochen, 11.000 Höhenmeter in drei oder eine Fahrt von 150 Kilometern am Stück? Herausforderung angenommen. Doch kein Startschuss fällt, kein "Highway to Hell" dröhnt aus irgendwelchen Boxen, kein Gegner weit und breit, an dem man sich festbeißen kann. Nichts, aber auch gar nichts erinnert an ein Rennen. Dennoch stellen sich Monat für Monat tausende von Usern jeder nur denkbaren Herausforderung. Um sich am Ende eins dieser eigentlich total albernen virtuellen Trophäen ins Palmares schreiben zu können. Selbst habe ich auch schon jede Menge gesammelt, doch ein wirklicher Ersatz für Rennen sind sie für mich nicht, nicht mal ein Trostpflaster. Weil es nicht nur nichts zu gewinnen gibt. Sondern weil man auch nicht wirklich verlieren kann. Es fehlt der Anreiz, das letzte Körnchen aus sich raus zu kitzeln, der Geschmack von Blut im Mund auf den letzten zehn Kilometern, das Anfeuern der Betreuer und Zuschauer an der Strecke - es fehlt alles, was Radrennen ausmacht. Höchste Zeit, sich bald mal wieder an eine Startlinie zu stellen. Wir sehen und beim Rothaus Riderman.


Sonntag, 16. August 2015

Rainy Ride: Der Magstadt-Marathon.

"Ich halte das nicht mehr aus", "Zu heiß", "Bei dem Wetter Radfahren, spinnst du?" - so viel wie in den letzten Wochen wurde in Deutschland wohl selten über den Sommer gemotzt. Nun, der Sommer hatte heute ein Ende. Kalt war es, geregnet hat es, von der Sonne weit und breit keine Spur. Und die Motzer? Blieben in Massen zu Hause: "Zu regnerisch", "Zu kühl", "Ekliges Wetter".  Am Start des Magstadt-Marathons standen so nur ein paar hartgesottene Rennradler, entsprechend einsam war es auf der Strecke. Nix also mit schnellen Gruppen einmal durch den Schwarzwald blasen. Immerhin waren wir wenigstens zu dritt und so ganz langsam waren wir letztendlich auch nicht. Von der Landschaft hatten wir allerdings sehr wenig, die Berge verschwanden fast immer im dichten Nebel. Sonst war alles prima, die Strecke, die Verpflegung und zum Glück auch die Bratwurst im Ziel. Merci an Rainer und Joachim für die tolle Begleitung, hat Spaß gemacht endlich mal wieder eine Runde mit euch zu drehen.

Samstag, 15. August 2015

Von Meer zu Meer: einmal mit dem Rennrad über die Pyrenäen.

Südfrankreich Ende Juni, hier ist schon richtig Sommer. Blauer Himmel, kein Windhauch sorgt für Abkühlung, heiß glüht der Asphalt. Plötzlich ein Schatten, etwas Großes schiebt sich vor die Sonne, über uns kreist ein Geier. Ein bisschen früh für meinen Geschmack, wir sind erst kurz unterwegs und noch längst nicht so am Ende unserer Kräfte, als das wir als Vogelfutter taugen würden. Wir, das sind ein paar Guiltys, die sich vorgenommen haben, eine Woche lang die härtesten Pässe der Pyrenäen zu rocken. Gestartet sind wir vor zwei Tagen am Mittelmeer in Perpignan, noch müde und erschlagen von einer langen Zugfahrt von Frankfurt/Main. Mittlerweile sind die ersten Pässe längst überwunden, auch die Etappenorte Prades und Ax-les-Thermes liegen hinter uns. Jetzt sind wir kurz vor dem Plateau de Beille, dem ersten wirklichen Höhepunkt der diesjährigen Tour. Aus dem Bergzeitfahren klinke ich mich erst mal aus, ich will die Landschaft genießen und noch ein paar Fotos schießen. Aber bevor mich der Geier doch noch holt, gebe ich sicherheitshalber noch mal Gas und schließe wieder zum Rest der Truppe auf. Oben wartet unser Begleitfahrzeug – freiwillige Fahrer vor! – wir verpflegen uns und bemalen dann die Straße: unsere Begrüßung der Tour de France, die hier ein paar Tage später ebenfalls Station macht. Eine rasende Abfahrt und zwei Pässe später rollen wir in Seix ein. Dann Bier, Essen, Rosé, Essen, Rosé, Schlafen. Und freuen auf das was noch kommt: Col D’Aspet, Col de Mente, Col de Peyresourde, Col d’Azet, Col de Core, Aspin, Tourmalet, Hautacam und Aubisque. Alles über einsame Straßen, unbehelligt vom Verkehr, durch wahnsinnige Landschaft. Kein Vergleich zu den Alpen, hier ist alles rauer, wilder, ursprünglicher. Wir reihen Pass an Pass aneinander, machen Höhenmeter um Höhenmeter. Abends testen wir die Weinmacherqualitäten des jeweiligen Etappenorts und essen uns dazu einmal quer durch die Speisekarten des Hotels, in dem wir gerade übernachten. Überraschend häufig gibt es Poulet. Gebraten, gedünstet, gegrillt. Auf Reis, zusammen mit Muscheln, an Salat - und zum Glück manchmal auch tauschbar gegen Fisch oder Fleisch. Dann der letzte Tag. Und was als entspanntes Ausrollen gedacht war, wird zur härtesten Etappe der ganzen Reise. Weil es noch heißer ist als die Tage zuvor, weil wir am Abend vorher den Abschluss gefeiert haben, aber vor allem, weil sich zwischen uns und den Atlantik noch der Col de Bagargui gestellt hat – laut Reiseführer der härteste Pass der Pyrenäen. Und wer immer den Text geschrieben hat, geflunkert hat er nicht. Oft mit zwölf, vierzehn oder gar sechzehn Prozent geht es steil nach oben, kein Schatten weit und breit. Mit letzter Kraft schlagen wir den Geiern aber auch hier ein Schnippchen und rauschen ein paar Stunden später endlich am Strand in Biarritz ein. Duschen an der Strandbar, Räder verpacken und ab zum Bahnhof – der Nachtzug nach Frankfurt wartet schon.

Fazit: Hammer Tour, tolle Strecke, super Truppe. Und knapp 850 Kilometer und 20.000 Höhenmeter in sieben Tagen. Die GPS-Daten der einzelnen Etappen gibt es gerne auf Anfrage.




Dienstag, 9. Juni 2015

Auf den Spuren der Tour: Mit dem Rennrad in den Vogesen.

Armstrong gegen Ullrich, epische Solosiege von Heinrich Haussler und Tony Martin, das bittere Ausscheiden von Alberto Contador - Momente der Tour, die sich bei mir eingeprägt haben und die Lust gemacht haben, auf die unzähligen Bergsträßchen und Cols, die der Elsass zu bieten hat. Ein paar konnte ich im letzten Jahr schon unter die Räder nehmen, jetzt endlich kamen wieder mal ein paar neue dazu. Gestartet sind wir von Géradmer, einem beschaulichen Ort unweit des Cols de la Schlucht – einem der zentralen Pässe diverser großer Schlachten der Tour de France und Knotenpunkt zahlreicher Runden rund um Géradmer und La Bresse. Logisch also, dass wir ihm gleich dreimal einen Besuch abgestattet haben. Da wir dabei jedes mal eine andere Auf- oder Abfahrt wählen konnten, war das ganze auch beim dritten mal alles andere als langweilig. Allen möglichen Strecken gemein: sie sind bis auf wenige Teilstücke unsteil und flüssig zu fahren, perfekt, um sich einzurollen. Einen ganz anderen Charakter offenbaren Petit Ballon und die Auffahrt zum Col de Platzerwasl - hier geht es teilweise ordentlich zur Sache. Erst Recht bei über 30° im Schatten und fast völliger Windstille. Absolutes Highlight für uns: die Route de Crêtes vom Col de la Schlucht bis zum Markstein. Ein stetiges Auf- und Ab durch tolle Landschaft und immer wieder mit grandiosen Blicken über die Vogesen. Für uns nach den drei Tagen klar: wir werden wieder kommen - es gibt immer noch viel zu entdecken. Unsere Touren zum Nachfahren:





Donnerstag, 28. Mai 2015

Uh oh! Krisenstimmung per Mail.


Was ist das denn? Drei Strava-KOMs weg an nur einem Tag? Das muss eine Verschwörung sein, die Welt gegen mich, um mir meine hart erkämpften Segments-Bestleistungen zu klauen. Heimlich, aus dem Hinterhalt und selbst auf Strecken, auf denen ich nicht sofort zurückschlagen kann. Aber liebe KOM-Klauer, ich werde zurück kommen und zurück schlagen. Härter als jemals zuvor, schneller als jemals zuvor.  Nicht weil ich euch hasse, sondern weil ich Uh-oh-Mails hasse ...


Mittwoch, 20. Mai 2015

Frust: Von Bomben, Innenministern und Terrorverdächtigen.

Terroristenalarm, Bombenfund, Eschborn - Frankfurt abgesagt. Als am Vortag des Frankfurter Radklassikers die ersten Gerüchte aufkamen, konnte ich es nicht glauben, kurz später wurde aus dem Gerücht Realität. Rennabsage. Für die Pros - und auch für ganz viele Amateure und Hobbyfahrer. Warum? Der Innenminister und das LKA sagen: weil akute Terrorgefahr bestand. Ich sage: weil das LKA, der Verfassungschutz und der Innenminster ein bisschen positive PR brauchten. Wir spionieren der eigenen Bevölkerung hinterher und es hagelt Kritik? Prima, dass man schnell einen Beweis hat, dass man damit auch ganz erfolgreich Anschläge verhindern kann ...  Gefahren bin ich dann trotzdem, zusammen mit gut tausend anderen Radsportlern, die nicht gewillt waren, sich in ihrem Leben durch reale und eher weniger reale Bedrohungen unnötig einschränken zu lassen. Eine Einschränkung, die übrigens von beiden Seiten ausgeht: Terror und Terrordrohungen auf der einen,  Sicherheitsmaßnahmen des Staates auf der anderen. Denn das was da zwischen den Fronten zerrieben wird, ist das, was unser Leben für mich so lebenswert macht: viel persönliche Freiheit.





Freitag, 24. April 2015

Profis vs Hobbies: Guilty 76 Racing Tipps & Tricks

Was machen Profis bei Rennen anders als Hobbyfahrer? Schneller fahren vor allem. Aber dazu gibt es noch ein paar andere Dinge, die komplett anders laufen, als bei den Jedermännern, die auch am 01. mai beim Radklassiker Rund um den Finanzplatz Eschborn-Frankfurt formerly known as Rund um den Henniger Turm am Start stehen werden. Was genau zeigt dieses Video mit John "Dege" Degenkolb, Tim Böhme und Flo.


Mittwoch, 15. April 2015

Paris-Roubaix: Von der Hölle des Nordens direkt ins Paradies.

Freitag, kurz vor 22.00, irgendwo in Belgien. Wir sitzen an der ödesten Autobahnraststätte, die ich je gesehen habe und versuchen verzweifelt, die komische Musik, die aus den Lautsprechern dröhnt, zu überhören. Die Hölle des Nordens, hier bekommt sie das erste Gesicht. Kurz später fahren wir in Lille ein, treffen den Rest der Guilty-Gang. Die Jungs sind schon länger hier, haben auch schon die ersten Pavés unter die Reifen genommen und was sie erzählen, lässt mich schlucken. Nehme dann doch ganz schnell das angebotene Bier, muss die aufkeimende Angst vor der Strecke runterspülen. 0,33 Liter später liege ich im Bett, es ist weich, unbequem, von draußen schimmert orangefarbenes Licht durch die Vorhänge. Dazu ziehen immer wieder die Bilder vorbei von schlamm- und staubbedeckten Radsporthelden, schweren Stürzen, zerbrochenen Rahmen und Knochen, zum Schlafen komme ich kaum. Entsprechend früh bin ich wach und entsprechend früh realisiere ich, dass die verdammte Wettervorhersage ausnahmsweise mal passt. Es regnet, die Straße glänzt feucht und wie das Kopfsteinpflaster aussieht, mag ich mir im Moment gar nicht vorstellen. Ich könnte ein Bier vertragen, aber es gibt nur einen Joghurt mit Banane, ein Brötchen und einen schnellen Kaffee aus der Kapselmaschine. Auch die anderen sind mittlerweile wach, das große Pow-wow bringt eine spontane Planänderung. Verworfen wird die 140-Kilometer-Runde, der Blick auf die Karte zeigt eine angesichts des Wetters attraktive Abkürzung, die gute 40 Kilometer und vor allem einige Pavés spart. Aber zuerst gilt es den Weg von Lille nach Roubaix zu finden, langsam wird die Zeit bis zum letzten möglichen offiziellen Starttermin knapp. Kreuz- und quer kurven wir durch triste Wohngebiete, erste Schlammdusche auf einem Feldweg und dann unter dem Protest einiger Autofahrer ab auf die Autobahn, Fotos und Espresso bei Rapha, vergebliches Warten auf weitere zwei vermisste Guiltys und mit knapp einer halben Stunde-Verspätung geht’s dann doch los – für Rock & Roll-Verhältnisse also überpünktlich. Dazu hat es aufgehört zu regnen, ab und an blitzt sogar die Sonne durch die Wolkendecke, die Lust aufs Radfahren ist zurück. Entspannt cruisen wir über schmale Straßen bis zur ersten Streckenteilung, hier wollen wir abkürzen. Kurze Abstimmung und plötzlich finde ich mich doch auf der geplanten Runde wieder – Max und Sebastian, die Sonne und die mittlerweile weitgehend trockene Straße haben mich umgestimmt. Mehr Kilometer, mehr Pavés und vor allem auch: nur noch zu dritt, statt zu neunt gegen den immer stärkeren Wind ankämpfen. Heisa. Zügig passieren wir die erste Verpflegung, schon geschlossen, rechts, links, kurze Orientierungsschwierigkeiten, noch mal rechts, dann werden die Beine plötzlich weich. Das erste Pavé steht an, gleich 5-Sterne, gleich der Wald von Arenberg. Das Pflaster glänzt feucht, dazwischen schimmert grünes Moos. Meine beiden Begleiter knallen ordentlich rein, ich versuche dran zu bleiben und dabei doch so vorsichtig wie möglich zu fahren, keine gute Kombi. Kopf ausschalten und treten wäre besser aber dazu geht mir viel zu sehr die Düse, ablegen will ich mich auf keinen Fall. Noch besser wäre es, wenn die Kette oben bliebe, aber dummerweise habe ich aufs kleine Blatt geschaltet und nun ist sie unten. Anhalten, und von Null losrumpeln, gar nicht gut. Mehr schlecht als recht hopple ich zum Ausgang des Pavés und frage mich im Sekundentakt, warum man sich und seinem Material so was freiwillig antut. Immerhin muss ich nicht mein eigenes Rad quälen, Votec hat uns extra für diesen Event Bikes zur Verfügung gestellt und zumindest bis hierhin hat es sich schon mal bewährt, genauso wie die Easton-Laufräder mit 27er Reifen von Vittoria, die das Gerumpel wenigstens ein bisschen dämpfen. Auch gedämpft: meine Vorfreude auf die nächsten Pflasterpassagen, Hammerschlag folgt jetzt auf Hammerschlag, Wallers à Hélesmes, Hornaig à Wandignies, Brillon, Auchy à Bersée, Mons-en-Pévèle – wir werden gerüttelt und geschüttelt, ab und zu klopft die Felge blechern von unten, aber von Pavé zu Pavé läuft es besser, wir werden schneller und schneller und rollen dabei das Feld von hinten auf. Kein Problem auf den Asphaltstücken, auf dem Pflaster nicht ganz so schön, denn die Ideallinie ist schon nach dem dritten oder vierten gefahrenen Abschnitt meist blockiert, im Zick-Zack wühlen wir uns durch die Massen. Ab und an verabschiedet sich zwar auch mal einer freiwillig in einen der tiefen Gräben rechts und links, aber insgesamt bremsen die ständigen Überholmanöver doch ganz schön. Unschön ist auch das Loch im Bauch, dass sich bei mir langsam bemerkbar macht, gestern nur zwei Brötchen, heute kaum Frühstück und zwei Riegel, höchste Zeit, dass eine Verpflegung kommt. Bei Kilometer 105 ist endlich so weit, doch außer trockenen Waffeln und Bananen gibt es nichts. Also noch einen Riegel, Flaschen auffüllen und weiter – direkt in den einsetzenden Regen. Tropfen, Niesel, Katzen und Hunde, echtes Klassikerwetter, in Minuten sind wir klitschnass, die Pflasterabschnitte haben sich in rutschige Matschpisten verwandelt. Ich entdecke ein Straßenschild Richtung Roubaix, eine Abkürzung wäre jetzt echt wieder eine ernsthafte Option, aber die Jungs lassen sich nicht erweichen, alleine will ich nicht fahren, weiter. Max und Sebastian lassen sich auch auf den Pavés nicht bremsen, ich nehme deutlich raus und lasse es ab sofort wieder etwas gemütlicher angehen. Keine unschlaue Entscheidung, rechts und links schlittern und purzeln komplett überforderte Radler über die radsporthistorisch so bedeutenden Steine. Es folgen Templeuve, Boughelles à Wannehain, Champin-en-Pévèle, dann der letzte 5-Sterne-Abschnitt: Carrefour de L’Arbre, die letzte große Herausforderung auf dem Weg nach Roubaix. 2,1 Kilometer, kaum ein Stein gleicht dem anderen – wenn überhaupt einer da ist. immer wieder zieren tiefe Löcher die grobe Piste, dazu haben sich Treckerspuren tief eingegraben. Trotzdem im Vergleich zum Trouàe d’Arenberg fast so was wie ein Kindergeburtstag. Denke ich und schon fällt mir zur Strafe auch hier die Kette runter. Ist aber auch nichts mehr, was uns aufhalten kann, in Nullkommanix erreichen wir Roubaix und rein ins Vélodrome. Geiiiiiillllllllllll. Und in Sekunden verwandelt sich selbst die dunkelste Hölle in den schönsten Himmel. Nur ohne Glocke.

Rapha Cycling Club joined by Guilty 76 Racing an Pavé fünf - nur ein paar Stunden nach einer fast durchzechten Nacht. Zig Guiltys, die Rapha-Crew und eine bunte Truppe aus Zuschauern aus allen möglichen Ländern stieren auf den Großbildschirm am Raphabus. Ehren-Guilty John „Dege“ Degenkolb biegt auf Position drei ins Vélodrome ein, geht aus dem Sattel, sprintet, Stybar und Avermaet verzweifeln, haben keine Chance, endlich die Linie, Dege geht drüber, Arme oben, holt sich den Sieg. Wir brüllen unsere Freude raus, feiern, jubeln. Die Hölle des Nordens hat sich noch mal verwandelt – jetzt ist sie das Paradies.


Donnerstag, 9. April 2015

Coming next: Paris - Roubaix.

Die Hölle des Nordens. Live. Aber nicht wie sonst irgendwo gemütlich vor dem Fernseher, während sich die Pros über kindskopfgroße Pflastersteine, durch Staub, Matsch und Dreck wühlen, sondern direkt vor Ort. Sonntags als Zuschauer und Unterstützer von Ehrenguilty John "Dege" Degenkolb, am Samstag als Teilnehmer des Hobbyrennens. Breitgequatscht von Flo, angefixt von Berichten im Tour-Forum und den vielen legendären Momenten, die jeder Radsport-Fan tief verinnerlicht hat. Und ganz ohne Flunkern: Seit der Anmeldung sind die Beine etwas weicher als normal, der Respekt sitzt tief. Immerhin muss ich nicht mein eigenes Rad foltern, Votec stellt uns das Bike, von Easton kommen die Laufräder und Vittoria sponsert die Cobblestone-tauglichen Reifen. Let it rock.

Übrigens: Team Sky bietet echt ziemlich coole Wallpaper zu den Klassikern an -  hier geht's lang



Viva la France, vive le velo: Bonjour Tristesse.

Wieder zurück in Frankfurt. Und was soll ich sagen? Ist ziemlich eintönig hier, wenn man gerade aus St. Tropez zurückkommt. Wobei das ja so gar nicht stimmt, eigentlich komme ich ja aus Italien zurück, unserem kurzen Zwischenstopp, um den Osterurlaub nicht ganz so brutal abbrechen zu müssen. Obwohl diese Entscheidung uns fast noch härter getroffen hätte, als eine direkte Rückreise ins kalte Deutschland, denn die gebuchte Unterkunft in Imperia entpuppte sich als Griff ins Klo. Modriger Geruch, dunkel, feuchte Laken, uralte unschöne Einrichtung, ein Pool, der wahrscheinlich seit dem letzten Sommer nicht mehr gereinigt wurde. Wer jemals eine Unterkunft in Imperia sucht und dabei auf das Agriturismo Zia Palmira stösst: Nicht von den Bildern täuschen lassen und auf keinen Fall auf den Buchen-Button drücken. Auch wir sind nicht geblieben, sondern geflüchtet - und standen dann erst mal ohne Unterkunft da. Zum Glück waren wir schon mal in der Gegend und wussten, wo es besser ist und noch mehr Glück: es war ein Zimmer frei. Der Kontrast konnte nicht größer sein: Super Lage, sehr schöne Zimmer, toller Pool, Hammer-Frühstück, der Urlaub war gerettet. Den Namen? Verrate ich nicht oder nur wenn jemand ganz lieb Bitte, Bitte sagt. Sonst ist beim nächsten mal plötzlich alles ausgebucht und wir schauen blöd aus der Wäsche. Und sonst? Pizza essen und Rad fahren. Poggio, Cipressa, Capo Berta, die entscheidenen Anstiege des Klassikers Mailand - San Remo, dazu ein paar schöne Runden im Hinterland. Tutto bene. Bis auf die Tatsache, dass ich wieder in Frankfurt bin ...






Mittwoch, 1. April 2015

Vive la France, vive le Velo: Au revoir Croix Valmer

Letzter Tag in Croix Valmer, heute geht es weiter nach Italien. Der Mistral fegt immer noch übers Meer und türmt die Wellen meterhoch. Dazu knapp 30°C in der Sonne, klar dass das zum Baden einlädt. Anlauf und rein und Brrrrrrrrrrr. Kalt ist es noch das grünblau schimmernde Meer. Kurbelt aber den vom langen Liegen am Strand müden Kreislauf an und auch die von der letzten langen Tour müden Oberschenkel werden wieder belebt. Noch mal knapp 150 Kilometer und 2500 Höhenmeter habe ich zusammen mit Phillip und Flo aufs Pensum gepackt, dabei auch die roten Felsen von Roquebrunne umrundet. Tolle Runde, auch wenn man den Lenker ordentlich fest halten muss momentan. Heute geht's noch zum Mittagessen an die Strandbar Salamandre, die mittlerweile Marius heißt und dann gilt es, Abschied zu nehmen. Wird sicher schwer fallen ….

Sonntag, 29. März 2015

Viva la France, vive le Velo: Gassin mal fünf.

Wer rastet, der rostet - wer's nicht glaubt, soll einfach mal einen Ruhetag einlegen mit viel Eis, Strand und einem dicken Entrecote hintendrauf. Dazu noch ein paar Gläschen Wein - et voila, Beine am nächsten morgen wie Blei. Deshalb nach dem Frühstück erst mal weiter faulenzen und zum Flohmarkt am Jas de Robert düsen. Mit dem Auto versteht sich. Gemütlich da, gefährlich gemütlich. Essen verkneifen wir uns deshalb besser, zurück nach Croix Valmer und ab aufs Rad. Kurzes warmfahren, dann schnelle fünf mal fünf intensive Minuten am Anstieg nach Gassin. Da sammelt mich Swantje auf, zusammen cruisen wir über Ramatuelle, Pampelonne und L'Escalet zurück nach Croix Valmer. Sandwich-Pause am Strand von Gigaro, fini.

Freitag, 27. März 2015

Vive la France, vive le velo: Vive la mer.

187 Kilometer, 2600 Höhenmeter - Daten der Guilty-Königsetappe quer durchs Var. Nachfahren unbedingt empfohlen. Eine Riesenrunde, die dann auch noch ein paar Austern, Sardellen, Doraden, Tintenfische und eine fette Tiramisu das Leben kostete, denn natürlich macht so eine Tour auch ordentlich Hunger. Prima, dass nicht alle im Hotel wohnen, sondern ein Teil der Truppe eine vollausgestattete Villa gemietet hatte. Vollausgestattet heißt vor allem: mit Grill, Perfekt für ein dickes Barbeque. Noch mal Danke für den netten Abend Jungs. Allerdings - Kalorien, die man rein schaufelt müssen auch wieder verbrannt werden. Grund genug, heute morgen wieder aufs Rad zu steigen, um eine weitere Trainingsrunde zu drehen. Danach dann verdiente Belohung die zweite: Chillen in der Sonne am Plage de Pampelonne. Yeah. Beziehungsweise Supercool wie der Franzose sagt.




Dienstag, 24. März 2015

Viva la France, vive le Velo: Collobrieres zum Zweiten

Collobrieres. Schon wieder? Yep, auch wenn eigentlich etwas ganz anderes auf dem Plan stand. Ein blöder Sturz eines Mitfahrers (welcher Depp baut eine Verkehrsinsel mitten auf den Radweg?), ein aufgeschlitzer Reifen und ein rasanter Wetterumschwung erzwangen eine Abkürzung. Also statt nach Toulon rechts ab in die Berge und über den Colle de Babou nach Collobriere. Schnelle Abfahrt nach Gogolin, rauf nach Gassin den Rest der Guilty-Truppe abliefern und dann im mittlerweile strömenden Regen über Ramatuelle zurück nach Croix Valmer. Morgen voraussichtlich Ruhetag, der Wetterbericht verspricht leider keine Besserung. Sehr zur Freude der gefühlt zehntausend Kröten, die hier kreuz und quer über die Straße hüpfen und uns Abends in den Schlaf quaken ...

Montag, 23. März 2015

Vive la France, vive le Velo: Training an der Cote d'Azur.

Bonjour aus Croix Valmer. Nach ein paar  Jahren Pause hat es uns mal wieder an die Cote d'Azur verschlagen - und es ist so schön, wie wir es in Erinnerung hatten (Für den Reisebericht und die GPS-Touren einfach dem Link folgen). Seit drei Tagen sind wir da, zwei Runden stecken schon in den Beinen. Merke leider noch die Folgen der Grippe, muss noch langsam machen. Gestern hat es nach dem mehr als ergiebigem Regen immerhin noch für eine schnelle Warm-up-Runde über Gogolin und La Garde-Freinet gereicht,  das Highlight des Tages war aber natürlich das erste Eis bei Barbarac, genial wie immer. Heute dann die erste längere Tour zusammen mit Swantje nach Collobrieres. Auf dem Weg hin und zurück liegen gleich vier Cols, Höhenmeter gab es also einige.   Zum Ausgleich aber auch dicke Käse-Baguettes in der Sonne. Trainingstechnisch standen Intervalle auf dem Plan, musste sie aber leider abbrechen - der Puls schießt bei Belastung durch die Decke. Noch zu früh …



Mittwoch, 18. März 2015

Wintertraining: eine Zwischenbilanz

Die Sonne scheint durchs Fenster, die Temperaturen sind endlich wieder zweistellig, der Frühling steht vor der Tür.  Zeit, die aktuelle Grippe-Zwangspause zu nutzen und eine erste Bilanz des bisherigen Wintertrainings zu ziehen. Jetzt schon absehbar: die vielen Stunden auf dem Ergo haben sich gelohnt, größter Pluspunkt war aber das Trainingslager auf Gran Canaria im Januar. Obwohl ich da eigentlich ziemlich unspezifisch gearbeitet habe und einfach nur viel gefahren bin. Aber was sich bei mir immer auszahlt: Höhenmeter machen - und davon gab es dort reichlich.  Auf der Rolle habe ich vor allem auf Sweetspot-Training und viele kurze Intervall-Einheiten rund um die Schwelle gesetzt und auch das hatte bisher den gewünschten Effekt, die Formkurve zeigt seit dem Trainingsbeginn Ende November kontinuierlich nach oben.  Allerdings zeigt sich auch: fast ein Jahr ohne spezifisches Training senkt das Niveau doch beträchtlich und der Wiederaufbau kostet mehr Zeit als gedacht.


Donnerstag, 5. März 2015

Tim Böhme bloggt: cycling for fit.

Werbung für einen anderen Blog? Nur in ganz seltenen Ausnahmefällen. Der Blog des Bulls-Profis, Radlabor-Mitgründers und Ehren-Guiltys Tim Böhme ist so ein Fall. Zu lesen gibt es viele Tipps rund um Training und Ernährung. Reinschauen Pflicht und hier geht es direkt hin: cycling for fit


Dienstag, 3. März 2015

Lesestoff: Anquetil - Mit Leib und Seele

"Ich war zehn Jahre alt, ich war klein, rundlich und hatte braunes Haar. Er war groß, schlank, blond, und ich wollte so sein wie er. Ich wollte sein Rennrad, seine Erscheinung, seine Nonchalance, seine Eleganz besitzen. Ich hatte mein Vorbild und zugleich mein Gegenbild gefunden."

Das schreibt Paul Fournel über sein großes Vorbild aus Kindertagen und einer der größten Rennfahrer, die der Radsport jemals gesehen hat – Jaques Anquetil. Worte, die auf Anhieb klar machen, dass Fournels Buch nicht unbedingt als kritische Auseinandersetzung mit dem fünffachen Sieger der Tour de France, dem zweifachen Giro-Gewinner und mehrmaligen Halter des Stundenweltrekords zu verstehen ist. Im Gegenteil – auch wenn Fournel nichts verschweigt und beschönigt – das Buch ist ganz eindeutig eine Hommage an den Mann, der „sogar seine Goldfische dopte“. Eine, die so gut und lebhaft geschrieben ist, dass sie die Hassliebe, die Anquetil zu seiner Zeit vor allem in Frankreich auslöste, nachvollziehbar und erlebbar macht. Unbedingt lesenswert.



Dienstag, 24. Februar 2015

Im Test: Lupine PIKO TL Minimax

Günstiger Chinaböller, Eigenbau oder High-End aus Europa – kommt der Herbst, kommt die Frage nach der richtigen Radlampe. Genau so vorhersagbar sind die Diskussionen, die folgen. Dem einen ist seine Lupine, Hope oder Supernova heilig, für den anderen sind das nur teure Statussymbole, die kein Mensch wirklich braucht. Die Alternativen kommen meist aus China oder dem eigenen Hobbykeller. Beides ist unbestritten günstiger als die Luxuslösungen – jedenfalls wenn man die eigenen Arbeitsstunden und die eventuell regelmäßig fälligen Neuanschaffungen aufgrund der nicht in jedem Fall überzeugenden China-Qualität mal außer Acht lässt. Ich selbst habe diverse Versuche mit günstigen Lampen unternommen. Beendet habe ich sie früher oder später regelmäßig im dunklen Wald. Entweder hatten sich Kabel losgerüttelt, der Akku gab schlagartig den Geist auf oder die Lampe verabschiedete sich gleich auf Nimmerwiedersehen im dichten Tann, weil die Lenkerhalterung dem Lenker plötzlich die Ehe kündigte. Die Folge war in jedem Fall gleich: sehr plötzliche Nacht und auch sehr plötzliche Schmerzen. Die Konsequenz: Homepage von Lupine aufsuchen, Bestellknopf drücken und wenig später eine Lupine Betty in der Hand halten. Eine erhellende Erfahrung. Allerdings eine ganze Weile her und die Lampenentwicklung ist rasant. Was gestern noch hell war, ist heute stockfinster. Was gestern noch klein und leicht war, ist heute klobig und schwer. So kam zur Betty auch eine Piko. Wieder eine erhellende Erfahrung. So gut, dass ich mir sicher war: das war’s – eine weitere Lampe brauche ich sicher nie mehr. Denkste. Denn mittlerweile bin ich auch auf dem Rennrad oft in den Alpen unterwegs und da gibt’s nicht nur viele Berge (schön), sondern auch viele dunkle Tunnel (nicht schön). Eigentlich kein Problem – wenn sowohl Betty als auch Piko nicht von einem externen Akku gespeist würden. Externer Akku heißt: Platz in der Trikottasche geht flöten und der ist wichtig. Rucksack auf dem Renner geht nämlich gar nicht. Schon wegen der Stylepolizei aber auch mein Rücken mag das gar nicht. Gut, dass es die Piko auch als Taschenlampe mit integriertem Akku gibt. Aber der Preis? Erst mal sehen, was die Konkurrenz so hat. Flugs eine Anfrage bei MTB-News gestartet und das Ergebnis war wie immer: meine Anforderungen – sauhell, klein, leicht, sicherer Halter – wurden komplett ignoriert, brauchbare Tipps waren selten. Dafür gab es selbstverständlich den üblichen Glaubenskrieg. Angesehen habe ich mir letztendlich verschiedene Taschenlampen von Fenix und die Lezyne Macro-Drive. Um es vorweg zu nehmen – es blieb bei kurzen Tests. Verarbeitung und Lichtausbeute waren gut genug für meine Bedürfnisse – die Lenkerhalterungen waren das Problem. Längere Pflasterpassagen oder ein paar Schlaglöcher und die Lampen leuchteten überall hin, nur bedauerlicherweise nicht mehr nach vorne, Nicht unbedingt das, was ich brauche, wenn ich mit mehr als 50 km/h bei einer Abfahrt in einer Tunnel rase. Also doch die Lupine Piko Minmax TL: Zwei Tage nach der Bestellung war sie da, zusammen mit dem Toolfree-Lenkerhalter. Aufgeladen, montiert - toll ist. das der Halter ganz ohne Werkzeug mit Lampe und Lenker verheiratet werden kann – und schon ein paar Tage später beim Alpenbrevet das erste mal getestet. Das Ergebnis: Die Lampe ist nicht nur hell genug für den dunkelsten Tunnel, sie ist auch klein und leicht und vor allem: sie sitzt im jeder Situation bombensicher am Lenker. Anforderungen voll erfüllt also.




Noch ein paar technische Daten: Die Piko TL ist in fünf Stufen regulierbar, in der hellsten Stufe (1200 Lumen / Herstellerangabe) schafft der Akku 1:20 Stunde, in der für normale Nightrides völlig ausreichenden dritten Stufe (450 Lumen) 3:30 Stunden. Zum Lieferumfang gehört ein Ladegerät

Donnerstag, 19. Februar 2015

MTB-News: Von Muschis, blassrosa Lautsprechern und dem großen Nichts.

Fakten über die Muschi deiner Freundin, rasierte Muschi (Tutorial), Muschiwitze – kaum gibt man Muschi in die Suchmaske ein, liefert Google zuverlässig und schnell wie immer die passenden Ergebnisse. Kurz stelle ich mir vor, was passiert, wenn ich statt der Web- die Bildersuche füttere, aber ich häng’ an meinem Arbeitsplatz.

Was Google nicht findet: Muschi, mountainbikender Möchtegern-Venn-Diktator in rosa Unterwäsche. Den findet man aber neuerdings bei MTB-News. Immer Mittwochs, vermutlich wegen der schönen Alliteration. Obwohl ich mir gar nicht mal so sicher bin, dass der Texter der Muschi am Mittwoch-Zeilen überhaupt so genau weiß, wie das funktioniert mit so einer Alliteration.

Nicht schlimm, Wissen wird ja sowieso überbewertet. Größenwahn regiert, Erst Recht gilt das in einem MTB-Forum. Wer fährt den dicksten Reifen, bei wem federt die fetteste Gabel? Wer hat die schönsten rasierten Beine, wer knallt am fotogensten auf den hipsten Helm. Und natürlich – wer tritt am festesten? Nicht nur aufs Pedal, sondern vor allem und zuerst gegen jeden, der anderer Meinung ist, als man selbst. Mann gegen Mann, ganz so wie in einem echten Rennen in echtem Matsch im echtem Leben. Nur das hier nicht der fitteste gewinnt, sondern der lauteste, schrillste, bunteste.

Du hast nichts zu sagen? Sag es einfach in Großbuchstaben. Brüll das Nichts raus, verpacke es bunt und mach ein rosa Schleifchen drum und schon hast Du Deine eigene Kolumne. Ewiger Ruhm, Fanboys, Autogrammanfragen, Groupie-Blowjobs. Beim Rennen muss man dafür treten, bis einem das Pipi aus den Augen und das Laktat aus dem Mund schießt, hier reicht es, ein paar Buchstaben direkt von der Tastatur ins digitale Gedächtnis zu klopfen. Ganz ohne Umweg übers Gehirn.

Wer das bedauerlich findet, wirkliche Inhalte fordert oder wenigstens Humor, der nicht so abgestanden ist, wie die Muschi-Witze, die man über Google findet und das Nichts trotz der tollsten Verpackung nach wie vor einfach nur für Nichts hält – ihr seid fehl am Platz. Bei Muschi am Mittwoch. Und wenn es so weitergeht wohl bald auch bei MTB-News.

Mittwoch, 18. Februar 2015

Mountainbikes? Wer braucht schon Mountainbikes.

Ein Rennrad ist für die Straße, ist für die Straße, ist für die Straße ... oder auch nicht. Schönes Werbevideo von Ciclicorsa, das zeigt, das auf dem Renner viel mehr geht, als nur Asphalt.



Samstag, 31. Januar 2015

Resturlaub vernichten: Tauro zum Dritten

Letzter Tag, das letzte Körnchen verpulvert. Locker bis Mogan, dann zum ersten mal in den Hafen abgebogen und einen Cappuccino getrunken. Ein kleines Wunder: Der erste Kaffe, der auch nach Kaffee schmeckt. So beflügelt entgegen der Vorsätze (locker zurück rollen und an den Pool legen) noch mal Richtung Tauro-Pass aufgebrochen. Lief ganz gut, die Beine gar nicht so schwer, also noch fünf mal zwei Minuten L5-Intervalle, danach mit Tempo bis hoch. Cola-Pause und nu? Die Entscheidung fiel schnell, als mir bibbernde Radler vom Regen in San Bartolome erzählen, also noch eine Extra-Runde mit ein paar Extra-Höhenmetern drangehängt. Die daraus resultierende Extra-Zeit hat leider nix gebracht, in San Bartolome regnet es auch noch, als ich endlich da bin. Schnelle Dusche, zum Glück Armlinge und Weste dabei, dann ab zur Playa del Ingles. 139 Kilometer. War da nicht was, ach ja die Strava 150-Kilometer-Challenge. Also eine weitere Schleife, dann ist Schluss. Für heute, für diesen Trainings-Urlaub. Nächste Woche: Ruhewoche.


Freitag, 30. Januar 2015

Resturlaub vernichten: Powern ohne Power

Platt. Restlos. Die ersten beiden Stunden noch mal versucht, Dampf zu machen, aber es war eher ein Dämpfchen. Danach Tortilla in San Bartolome (wie oft war ich da eigentlich schon?), Sonne und Landschaft genießen. Morgen lockeres Ausradeln, dann geht es auch für mich zurück in die Kälte. Trotzdem freue ich mich wieder auf zu Hause …


Donnerstag, 29. Januar 2015

Resturlaub vernichten: Tal der Tränen

Angrilu go home. The Wall. Keine CD-Titel einer miesen Rockband, sondern Segment-Namen auf Strava. Zu finden sind die Segmente auf der GC 606, einer der gehässigsten Anstiege, die ich jemals gefahren bin – und ich bin schon viele gefahren. Erst sacksteil, dann total unrhythmisch, dann wieder sacksteil. Dazu ist der Asphalt oft mies, auf den vielen losen Steinchen dreht im Wiegetritt das Hinterrad durch. Das Tal durch das die Straße im oberen Abschnitt führt, heißt übrigens Tal der Tränen. Passt, erst Recht, wenn man wie ich bemüht ist, nicht ganz so fest aufs Pedal zu drücken. So ganz ohne ist die abrupte Steigerung von fünf Stunden / Woche auf fünf Stunden am Tag nämlich nicht, trainingstechnisch. Aus Radfahrer-Touristensicht sieht das natürlich ganz anders aus, die Landschaft abseits der Hotelburgenverbauungen ist traumhaft, das Wetter ideal. Nur die Berge könnten manchmal einen kleinen Ticken flacher und sanfter sein …

Mittwoch, 28. Januar 2015

Resturlaub vernichten: Pico de las Nieves

Pico de las Nieves, mein erster Blick geht ins Tal Richtung Las Palmas. Gut, nur leichter Nebel aber kein Regen wie beim letzten mal. Kalt ist es trotzdem, zum ersten Mal brauche ich sogar die Armlinge. Vorher war alles wie so oft: Von Maspalomas über Fataga nach San Bartolomeo, dabei Intervall-Training wie geplant. Danach nur noch Kilometer und Höhenmeter sammeln. Jetzt Dusche, dann noch mal kurz Pool. Essen und Schlafen. Voll öde, aber ich will ja nicht meckern, besser als Büro ist es und da bin ich ja auch nicht mit Swantje zusammen …

Dienstag, 27. Januar 2015

Resturlaub vernichten: Ruhetag

Ruhetag. Und diesmal war es auch wirklich einer. So gemütlich war ich schon lange nicht mehr unterwegs …


Montag, 26. Januar 2015

Resturlaub vernichten: Tauro zum Zweiten

Morgens kurz vor 10 in Deutschland wartet man auf einen viel zu süßen Frühstückssnack, auf Gran Canaria wartet man auf passende Trainingskollegen. Treffpunkt, Polizeirevier Maspalomas. Waren auch viele da, alles Rentner. Von den beiden, die ich eigentlich treffen wollte, keine Spur - hätte das Treffen eventuell doch bestätigen sollen, das langsame Internet im Hotel (Seitenaufbau zwischen 15 Minuten und gar nicht) hat das aber efektiv verhindert. Also doch den geplanten Ruhetag einlegen? Ich warte noch zehn Minuten, da rollt gerade eine Truppe mit ordentlichem Tempo vorbei. Dazu keine Wolke am Himmel, Ruhetag, pfft. Schnell geht es nach Mogan, dann wieder in den Tauropass. Diesmal lasse ich mich nicht anstecken, fahre ruhig bis auf ein paar geplante Sprinteinlagen. Oben war's das dann mit Training für mich, den Rest der Runde lasse ich locker ausrollen und auch die Pause in Santa Lucia tut gut. Obwohl es alleine nicht mal halb so viel Spaß macht wie zu zweit - so wie beim letzten mal …


Sonntag, 25. Januar 2015

Resturlaub vernichten: Über den Tauro-Pass

Tempotraining an Tauropass, das ist der Plan heute morgen beim gemütlichen Losrollen. Kaum unterwegs werde ich auch schon eingesammelt, von hinten höre ich "Gemma Bernie" und schon rollt Bernhard Kohl samt Teamkollegen an mir vorbei. Guter Windschatten, also dran ans Hinterrad und dann mal sehen. Die Jungs sind nett, haben nix dagegen, dass ich mitfahre und so geht's bei mir deutlich flotter dahin als geplant. Abzweig Tauropass, "Jeder sein Tempo" und schon treten die Ösis drauf, als gäbe es kein morgen mehr. Kurzer Blick auf den Wattmesser, 320, 330, dann pendelt es sich bei ungefähr 260 ein. Perfekt, genau das hatte ich geplant, jetzt hilft aber die Motivation nicht abreißen zu lassen, die Einheit durchzuziehen. Relativ schnell sind wir oben, kurze Verabschiedung und dann rolle ich auch schon zurück über San Bartomoleo und Fataga zur Playa del Ingles. Ziemlich frostig, wolkig, kein Pool heute.


Samstag, 24. Januar 2015

Resturlaub vernichten: Über Fataga in die Berge

Zweiter Tag auf Gran Canaria. Und die ersten echten Berge. Scheisse können Höhenmeter weh tun, hatte ich komplett vergessen. Dazu hatte ich mir eine besonders fiese Rampe rausgesucht, teilweise hatte es über 20 Prozent. Zum Glück ist das Leihrad keins für Helden, sondern kommt mit einer Kompaktkurbel daher. A propos Helden – unterwegs zufällig den Ehren-Gulity Tim Böhme getroffen, die Bulls-Jungs reisen aber morgen wieder ab, nach Hause in den Neuschnee …


Freitag, 23. Januar 2015

Resturlaub vernichten: Warmradeln an der Playa del Ingles

Playa del Ingles? Gran Canaria? Das assoziale Rentnernest?  Genau da. Sonnetanken, mal wieder ein paar echte Trainingskilometer sammeln nach den vielen virtuellen auf der Rolle und zumindest einen Hauch von Leistungsstreifen zulegen.  Bilanz erster Tag: Wetter gut, Beine schwach - und nicht so wirklich happy, denn ich bin alleine hier. Schade.





Montag, 5. Januar 2015

Geschichte lebt. Das Jahr 2014 a la Strava.

Das Geilste an Strava? Endlich nicht mehr selbst zusammenrechnen müssen, was ich mir in einem Jahr so zusammengeradelt habe. Und das ganze gibt es jetzt nicht mehr nur als dröge Statistik, sondern als kurze Animation. Auch nicht besonders spannend, aber der ultimative Beweis, dass ich nicht flunkere, wenn ich hier mit meinen Touren prahle. Was Strava aber nicht kennt: die Ergebnisse der wenigen Rennen,  zu denen ich mich überreden konnte im letzten doch sehr stressigen Jahr.  Müsste ich aber selbst erst mal nachschauen, denn so prickelnd, dass ich sie jetzt so locker aus dem Gedächnis schütteln könnte (der Prahlerei wegen), waren sie nicht. Andererseits: auch ohne Top Ten-Platzierung oder Treppchen-Platz sind zwei Events ganz besonders im Gedächnis geblieben:  Das 24-Stunden-Race in Offenburg im Zweier-Team mit Rainer (Platz 7, also doch Top Ten) und der Alpenbrevet in Meiringen. Bei wieder einmal widrigsten Bedingungen 280 Kilometer und über 7000 Höhenmeter gemeistert zu haben, ist nicht so ganz uncool …

Die Frage allerdings, was es 2015 zu beweisen gilt, kann ich schon heute locker beantworten: Nada. Nothing. Nix.